Kunststoffverpackungen im geschlossenen Kreislauf – Potenziale, Bedingungen, Herausforderungen

Projekt: Circular Economy Initiative Deutschland

Veröffentlicht: 15. März 2021

Autor / Herausgeber: acatech, Circular Economy Initiative Deutschland, SYSTEMIQ

 

Verpackungen erfüllen wichtige Funktionen, die für ökonomischen, ökologischen und sozialen Mehrwert sorgen und sind daher nicht aus dem modernen Leben wegzudenken. Jedoch steigen mit zunehmendem Verpackungsverbrauch auch die daraus resultierenden Abfallmengen. Insbesondere Kunststoffverpackungen sind zu einem gesellschaftlich, politisch und ökologisch hochrelevanten Thema geworden, da ein zunehmender Eintrag in die Umwelt zu verzeichnen ist. In Deutschland gibt es gut funktionierende Sammel-, Sortier- und Verwertungsstrukturen, sodass Verpackungsmüll nicht direkt in die Umwelt gelangt. Doch sind die werkstofflichen Verwertungsquoten von Kunststoffverpackungen auch im „Recyclingland Deutschland“ vergleichsweise niedrig bei 47 % und nur 10,9 Prozent der verarbeiteten Kunststoffmengen in der Verpackungsindustrie sind Rezyklate.

Die gesellschaftlichen und politischen Debatten über Kunststoffverpackungen haben bereits viele positive Bewegungen in der Industrie angestoßen, aber auch Aktionismus ausgelöst und Profilierungsmöglichkeiten geschaffen, die der Umwelt nicht immer dienlich sind. Daher war das Ziel der Arbeitsgruppe, eine sachliche und fundierte Grundlage für die Debatte zu liefern, um die wirklich effektiven Maßnahmen priorisieren zu können und den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen in Deutschland zu ebnen, die nicht in Konflikt zu anderen Nachhaltigkeitszielen, etwa dem Klimaschutz, steht.

Zwischen Oktober 2019 und Dezember 2020 hat die Arbeitsgruppe Verpackung der Circular Economy Initiative Deutschland ein gemeinsames Zielbild 2030 und Handlungsempfehlungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft (CE) für Verpackungen entwickelt. Mit einer wertschöpfungskettenübergreifenden Betrachtung hat die Arbeitsgruppe Anreiz und Nutzen für die Kreislaufführung von Verpackungsmaterialien zwischen relevanten Akteuren beleuchtet und dadurch Handlungsoptionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert.

Damit unterstützen die Mitglieder die Initiierung, Umsetzung und langfristige Verankerung der Circular Economy in Deutschland und darüber hinaus.

Mit 20 Mitgliedsorganisationen der Arbeitsgruppe „Verpackung“ umfassen die Mitglieder Vertreterinnen und Vertreter aus führenden deutschen Unternehmen, akademischen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Vereinigungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Damit konnte die Arbeitsgruppe ihr Ziel erreichen, eine wissenschaftlich fundierte und möglichst ganzheitliche Betrachtung des Themas zu gewährleisten.

Die Arbeit der AG umfasst die Diskussion über Potenziale, Hürden und mögliche Zielkonflikte einer Circular Economy für Kunststoffverpackungen, die Skizzierung eines Zielbilds, die vertiefte Betrachtung von zwei Anwendungsfällen (Waschmittel- und Käseverpackung) und die Ableitung von Handlungsempfehlungen für die zentralen Akteure.

Zudem wurden Einsparpotenziale von Treibhausgas-Emissionen in einem Zirkularitätsszenario für 2030 und 2050 modelliert. Die Modellergebnisse zeigen, dass durch die Erhöhung des Anteils von werkstofflichem Recycling auf 40%, dem Anteil von chemischem Recycling auf 20% und den Anteil von Reuse-Verpackungen auf 20% bis zum Jahr 2050 im Schnitt pro Jahr ungefähr 4 Mio. Tonnen CO2e eingespart werden können gegenüber deiner Trendfortschreibung. Die Modellierung zeigt damit jedoch auch, dass ohne zusätzliche Maßnahmen sowohl die Klimaneutralität als auch die geschlossene Kreislaufführung selbst im Jahr 2050 noch deutlich verfehlt würden. Damit die Transformation der Verpackungsindustrie zu einem System basierend auf zirkulärer Wertschöpfung zeitnah und effektiv gelingen kann, müssen die Grundlagen und Voraussetzungen für gemeinsame, ganzheitliche Lösungen geschaffen werden. Die Summe der Einzelambitionen und Leuchtturmprojekte ist nicht ausreichend. Es müssen Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufeinander abgestimmt umgesetzt werden.