Zirkuläre Geschäftsmodelle: Barrieren überwinden, Potenziale freisetzen

Projekt: Circular Economy Initiative Deutschland

Veröffentlicht: 16. November 2021

Autor / Herausgeber: acatech, Circular Economy Initiative Deutschland, SYSTEMIQ

 

Geschäftsmodelle sind ein zentraler Ansatzpunkt, der Unternehmen dabei hilft, die Circular Economy anzunehmen. Im Idealfall stimmt dabei ein Geschäftsmodell die zirkulären Wertschöpfungsaktivitäten mit unternehmerischen Chancen ab, um wirtschaftlichen Wert zu schaffen. Die isolierte Optimierung und Gewinnmaximierung der Geschäftsmodelle einzelner Akteure erfüllt jedoch längst nicht mehr die Ansprüche einer Circular Economy. Für eine effektive Umwandlung bestehender Wertschöpfungsketten in Wertschöpfungskreisläufe bedarf es vielmehr einer ganzheitlichen Betrachtung und der Gestaltung zirkulärer Ökosysteme aus sich gegenseitig ergänzenden wertschöpfenden Akteuren.

Zwischen Januar 2020 und Oktober 2020 hat die Arbeitsgruppe Zirkuläre Geschäftsmodelle der Circular Economy Initiative Deutschland einen wissenschaftlich fundierten Fahrplan für die erfolgreiche Umsetzung von Geschäftspraktiken zur Förderung der Kreislaufwirtschaft (CE) entwickelt.

Der vorliegende Bericht „Zirkuläre Geschäftsmodelle: Barrieren überwinden, Potenziale freisetzen” ist das zentrale Ergebnis der Arbeit der Arbeitsgruppe. Er umfasst

  • die Identifizierung und Beschreibung akteursspezifischer zirkulärer Geschäftsmodelle (Circular Business Models) und ihres Zusammenspiels in Business-Ökosystemen,

  • eine integrierte Darstellung bestehender Barrieren für CBMs,

  • die Identifizierung von digitalen und regulatorischen Enablern für CBMs,

  • die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen, die sich an Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft richten, um den Systemwechsel in Richtung einer CE zu beschleunigen.

Damit unterstützen die Mitglieder die Initiierung, Umsetzung und langfristige Verankerung der Circular Economy in Deutschland und darüber hinaus.

Die 21 Mitglieder der Arbeitsgruppe sind Vertreterinnen und Vertreter aus führenden akademischen Institutionen, deutschen Unternehmen und Vereinigungen mit ausgewiesenen Expertisen zu zirkulären Geschäftsmodellen, digitalen Technologien und regulatorischen Rahmenbedingungen. Damit konnte die Arbeitsgruppe ihr Ziel erreichen, eine wissenschaftlich fundierte und möglichst ganzheitliche Betrachtung des Themas zu gewährleisten.

22 exemplarisch veranschaulichte Geschäftsmodellmuster bieten unternehmerischen EntscheiderInnen einen Orientierungsrahmen bei der Bestimmung systemoptimaler Konfigurationen. Diese setzen sich aus a) Rolle im Wertschöpfungskreislauf, b) zirkulärer Basisstrategie und c) verwandtem Service-/Dienstleistungsgrad zusammen. Neben der Betrachtung von Barrierenkategorien (regulatorische, finanzielle, technische, usw.) wurden für zentrale CE-Strategien sich wechselseitig oftmals verstärkenden Barrieren identifiziert zwischen a) den Anbietern (Lieferanten, Produzenten, Einzelhändler, Reparaturanbieter, Logistikanbieter usw.), b) Nutzern (professionelle Anwender wie Unternehmen sowie Verbraucher) und c) dem Produkt (d.h. Technologie, Konstruktion)/ den damit verbundenen Dienstleistungen.

Digitale Technologien bieten weitreichende Potentiale für eine umfassende Vernetzung „smarter“ CE-Strategien von der rückblickenden Auswertung bis hin zur KI-gestützten Vorhersage von Daten. Durch die gezielte Bereitstellung relevanter Informationen können digitale Technologien bei der Überwindung von Barrieren für zirkuläre Geschäftsmodelle eine zentrale Rolle spielen und so die Operationalisierung zirkulärer Material-, Bauteil- und Produktflüsse ermöglichen.

Bisher fehlt es noch an einem einheitlichen regulatorischen Rahmen für eine Circular Economy. Stattdessen finden sich CE-betreffende Aspekte in verschiedenen, sich manchmal sogar widersprechenden rechtlichen Vorgaben wie der Abfallgesetzgebung und der Ökodesign-Richtlinie der EU wieder. Daher ist es wichtig, ein ganzheitliches rechtliches Rahmenwerk zu entwickeln, das durch eine Verlängerung der Produktlebensdauer, durch die Wiederverwendung und Wiederproduktion und durch die Formulierung von Anforderungen und Standards an das Produktdesign die Abfallvermeidung in den Mittelpunkt stellt.